Wenn es eine Aktie gibt, die bisher zu den Verlierern des Jahres gehört hat, dann ist es Tesla. Die jüngsten Quartalszahlen haben die Anleger enttäuscht und die Aktie hat seit Jahresbeginn gut 1/3 ihres Wertes verloren. Vom Allzeithoch aus gerechnet sind es sogar rund 60% (Stand: April 2024). Ist die Aktie einen Kauf wert?
An Tesla spalten sich bekanntermaßen die Meinungen. Und das liegt nicht zuletzt an dem exzentrischen Chef des Konzerns, Elon Musk. Seit 2019 hatte die Aktie einen raketenhaften Aufstieg erlebt und Musk zeitweise zum reichsten Menschen der Welt gemacht. Und auch die aktuelle Börsenbewertung ist immer noch gewaltig. Selbst die Bewertung der größten Autobauer weltweit zusammen genommen ist immer noch geringer als die von Tesla.
Und das TROTZ des um bereits 60% gesunkenen Kurswertes. Blickt man nun auf die Autoverkäufe, so ergibt sich genau das gegenteilige Bild. Während Tesla in 2023 knapp 2 Millionen Autos verkaufen konnte, kommt allein der VW-Konzern auf 9 Millionen. Ein zunächst offensichtliches Ungleichgewicht.
Um nun ein Gefühl dafür zu bekommen ob eine Aktie günstig oder teuer ist, lässt sich das Verhältnis aus Börsenwert und Unternehmensgewinn betrachten und auch hier ist das Bild eindeutig. Der Börsenwert entspricht zurzeit dem 34fachen des Gewinns. Das allein sagt nicht viel, jedoch liegt dieser Wert im Branchendurchschnitt bei weniger als 10. Der Kurs von Tesla müsste beim gegenwärtigen Gewinn also um 80%!!! fallen um auf ein ähnliches Bewertungsniveau wie Volkswagen zu kommen. Basierend darauf wäre Tesla also weiterhin sehr teuer und alles Andere als ein Kauf. Man muss der Aktie allerdings zugestehen, dass das KGV zeitweise auch weit jenseits der 100 lag. Die Aktie ist somit bereits ein gutes Stück in ihre Bewertung hinein gewachsen.
Was den Kurs ab 2019 so befeuert hat, war zum Einen der Schritt über die Profitabilitätsschwelle (davor stand netto stets ein Verlust) und zum Anderen die enormen Wachstumszahlen. Seit 2020 sind die Erlöse um das 15fache gewachsen während die meisten anderen Autobauer über lange Zeit unter Schwankungen bei den Erlösen stagnieren. Auch die Profitabilität liegt 5 mal höher als beim Durchschnitt der Konkurrenz. Man produziert also effektiver und erzielt aufgrund fehlender Werbung und einem übersichtlichen Produktportfolio relativ gesehen hohe Gewinne. Unternehmerisch hat Tesla also seine Hausaufgaben gemacht.
Zuletzt sind aber die Gewinnzuwächse deutliche zurück gegangen. Tesla erfährt zunehmend Sättigungseffekte und kann die steilen Wachstumszahlen nicht unbegrenzt aufrechterhalten. Gerade im hart umkämpften Markt China war der Konzern jüngst gezwungen die Preise zu senken um seine Absatzziele zu erreichen und die Konkurrenz um BYD und Xiaomi schläft nicht und erobert auch zusehends den europäischen Markt. Die angestrebte Dominanz im Automarkt der Zukunft liegt so aktuell in weiter Ferne.
Nun zum Aktienkurs und dem Ausblick: Der Kurs ist langfristig von sehr schnellen und steilen Anstiegen (2014, 2020) geprägt die dann teils über mehrere Jahre „verdaut“ werden. Das scheint momentan auch wieder der Fall zu sein und spiegelt das langsame „in die Bewertung hinein wachsen“ wieder. Kurzfristig ist die Aktie recht angeschlagen und müsste den Preisbereich um 200$ und danach über 260$ steigen um wieder Schwung aufzunehmen. Wahrscheinlicher ist zurzeit jedoch ein langsames nach unten korrigieren hin zur langfristigen Trendlinie mit einem mittelfristigen möglichen Ziel von 110-100$
Fazit: Die Aktie ist momentan eine heiße Wette darauf, dass Musk es schafft auf den so wichtigen Märkten der Zukunft wie autonomes Fahren vorne mitzumischen, denn nur darüber lässt sich die immer noch sportliche Bewertung rechtfertigen. Dass Tesla, wie von manchen prognostiziert, bis zu 25% des E-Auto Marktes bedienen wird, erscheint derzeit unwahrscheinlich. Die Konkurrenz schläft nicht und holt auf. Der Erfolg hängt dabei besonders von Musks Entscheidungen ab. Die Firma hat sich in kürzester Zeit, vor allem Dank ihm, als wertvolle Marke etabliert und definitiv das Potential. Kritische Berichte über den Stand der Entwicklung selbstfahrender Autos (Stichwort Lidar Sensoren) nähren aber zusehends Zweifel und auch Firmen wie Mercedes mischen hier mit Milliardeninvestitionen kräftig mit. Die große Party scheint für den Moment vorbei und eine nachhaltige Wiederaufnahme des langfristigen Trends unwahrscheinlich. Bei tieferen Kursen aber durchaus ein Comeback-Kandidat.